Dienstagswelt
was a weekly event series presenting a wide range of artists playing strictly electronic music - live and as DJs. Berlin's most recognized elec- tronic music event on a TUESDAY with a nice mixture of local and international audience. We celebrated our partys at RAW.tempel, MIKZ and CASSIOPEIA - located in a former industrial complex in Friedrichshain [S/U Warschauer Str.]. The rough warehouse sites were picking up the rare charme of early rave venues and combining it with the typical Berlin party style & flavor.

05.06. 2012 :: Nightfall & Foundation: Weissrussland Special

Line-up: 
TrockenSaft (KDB Records / BlackFoxMusic - Minsk)
Eli Crust (Flash Back / KDB Records - Grodno)
L Kubic (BlackFoxMusic / Buzzin Fly - Berlin)
Agraba (KDB Records / Twisted Frequency Rec. - Moskau)


Visual Support & Installation: Trashpuzzle

Wie ihr ja wisst, hat es sich die Dienstagswelt zu einer ihrer vordringlichsten Aufgaben gemacht, die gröbsten Lücken im bundesdeutschen Bildungssystem zu schließen. Mut zur Lücke, heißt es ja immer - und das sagt leider schon alles - nicht nur über das Bildungssystem sondern auch über zahnärztliche Kassenleistungen oder in der Debatte um Kitaplätze. So laden wir heute alle wissensdurstigen (und durstigen natürlich auch...) Dienstagsweltenbummler auf eine Reise durch das unbekannte Weissrussland ein. Natürlich, wie der Name schon sagt, kann man das tun, indem man sich einen White Russian nach dem anderen hinter die Binde kippt. Auch ok. Aber unsere Mitmach-Bildungsoffensive sieht vor, dass wir Euch alle einladen, Teil dieser wundersamen Welt zu werden... denn: Wir haben neben den DJs aus Belarus auch die Visual Crew von Trashpuzzle am Start! Und da kommt ihr ins Spiel....


In bester Komsomol-Tradition wird heute für den visuellen Genuss hart gearbeitet! Dinge, Photos, Schnipsel, Gegenstände, Figuren, Fotos, Ehrennadeln, Mondgestein, Glasaugen oder sonstige Sachen können - wie bei Rudi Carell damals - auf ein Laufband gelegt werden. Am laufenden Band also werden dann alle diese schönen, schrecklichen, wundersamen, scheußlichen oder atemberaubenden Dinge mittels Kamera und digitaler Zauberei zu bewegten Visuals dieser Dienstagswelt. Und da das Thema "Weissrussland" bzw. "Nightfall & Foundation" lautet, könnt ihr heute allerlei Themen-bezogene Sachen für das Laufband mitbringen und diese dann zum Teil unserer visuellen Installation werden zu lassen. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr mal zuhause nachschaut, ob ihr alte Autogrammkarten von Lukaschenko findet, verbeulte Münzen oder einzigartige Schnitzfigürchen, bunte Wimpel, orthodoxe Heiligenbildchen, verbotene Untergrundpampflete, Trachtenschals, handbemalte Matryoshkas, Buchcover von Asimov oder die hölzernen Wandteller aus dem Partykeller. Ihr könnt natürlich auch (wie schon erwähnt) Euch Sachen ausdenken, die ihr gerne in den weissrussischen Kontext einsortieren würdet. Eurer Fantasie wollen wir hier nicht vorgreifen. Und: Je doller jawoller! Das Band läuft die ganze Nacht - und die ist ja bekanntlich erst nach Sonnenaufgang zu Ende...


So, jetzt kann's eigentlich losgehen. Musikalisch wird's ohnehin ein Leckerbissen, denn die kleine aber feine Szene in Belarus, repräsentiert von TrockenSaft und Eli Crust, wird ergänzt von Agraba aus Moskau und dem in Berlin lebenden (und den Dienstagsweltlern schon von Black Fox Music-Nächten bekannten) L Kubic! Wer schonmal was vorhören möchte, kann das hier tun!

 >> Promo Set Trockensaft (für Kiddaz FM Rec.)

 >> Trashpuzzle Vido Snippet







29.05.2012 :: Senzen

Line-up:

Main:

Tigerskin // Dirt Crew Rec. // live
Jens Bond // highrade
Benno Blome // sender
Anja Zaube // suchtfaktor | avantagarde 


Oberstübchen:
Der Raab
// electronic SAT

Na? Habt ihr Euch alle Euer Mörchen abgeholt? Sollte dieses Märchen vom Mörchenpark wirklich wahr werden können? Wir wissen es natürlich auch noch nicht, aber eins ist doch gewiss: Mörchenstempelshirtträger und Mörchenstempelshirtträgerinnen (andere Kleidungsstücke zählen auch) haben heute die ganze Nacht den vergünstigten 3€ Eintrittspreis. Das Selbe gilt übrigens auch für Renates Ferienkinder! Mit Ferienlagerausweis wird's heute genauso sparsam! Und das bei einem solchen Programm:Tigerskin spielt live, flankiert mit unseren Labelfreunden Benno Blome und Jens Bond. Und von Alltimefavoritin Anja Zaube sowie seinem männlichen Pendant Der Raab. Wir feiern auch noch einen Geburtstag - aber das sollte ja niemanden irritieren... Dementsprechend sind beide Floors, beide Bars - und wenn das Wetter so bleibt - auch der Außenbereich geöffnet. Wir haben so Bock, mit Euch in den Sommer zu r(ingels)ocken - und ihr??

22.05.2012 :: You See Plays Techno

Line-up: 
D-ZyBell :: Gon.Rec./ Wald und Wiese Rec./ BLF
Mijk van Dijk :: bln.fm / Great Stuff
Audio is Guilty :: Klangsucht
Karina Qanir :: Gegen / Warehouse


Techno ist ja schon mindestens 20 Jahre ein Synonym für Berliner Musik- und Feierkultur geworden. Zwei Jahrzenhnte Hedonismus - aber auch 2 Jahrzehnte, die unsere Geschichte des Nachwende-Berlins erzählen. Unsere heutige Auswahl an DJs mag ein wenig stellvertretend für diese doch schon recht lange Zeitspanne des guten Geschmacks stehen, soundmäßig halten wir uns aber schon an die Welt, wie wir sie heute kennen! Trotzdem - oder wahrscheinlich gerade deswegen konnten wir Altmeister Mijk van Dijk dafür gewinnen, statt des von ihm ebenfalls heiß geliebten E-Funk Sound für uns mal wieder die Technobrille aufzuziehen und all jene Spätgeborene, die sich noch nicht von seiner endlos langen Liste an Veröffentlichungen, Produktionen und Remixen haben beeindrucken lassen, durch seine großartigen DJ-Künste zu betören. D Zybell hingegen, die auch gerne mal an 4 Decks gleichzeitig spielt (aber nicht heute - oder doch??), gibt endlich auch ihr Debut in der Dienstagswelt. Und wer sagt, dass es zu wenig Frauen im Techno gibt? Also hier nicht! Mit Qanir tummelt sich gleich noch eine zweite, der Dienstagswelt allerdings bestens bekannte Vertreterin der härteren Gangart auf dem Lineup. Da kommt schon ein wenig Vorfreude auf - natürlich - last but not least - besonders auch auf Audio Is Guilty, den unermüdlichen Technauten der Jetztzeit. Denn der Klangsucht Vertreter hat uns ebenfalls schon oft bewiesen, dass er keinesfalls im Verdacht steht, zum Stöckelschuh-tauglichen Tanztee aufzuspielen. Also ihr Lieben - die Parole für heute lautet: Handtuch statt Handtasche!

15.05.2012 :: Kleiner Mond für Psychopathen

Line-up:
Chris Hanke // Freudentaumel // Berlin
Affaire Zweifuss // Elektrofreaks // Berlin
Milan J // Mushido // Shanghai | China
Anis Chouibi // NKN // Berlin



Heute leider kein Text wegen akuter Überlastung. Dafür aber ein Link (solange er funktioniert) zum Mitschnitt vom Set von Affaire Zweifuss!



08.05.2012 :: We Are All Prostitutes :: WAAP Rec. Labelnacht

Line-up:
DJ Aroma | Aromamusik / WAAP
Sven Wegner | WAAP (HH)
Jochen Korn | WAAP (HH)
Felix Tollkuehn | Aromamusik


Die Techno-Szene: Wo man hinschaut nur DJs und Livekünstler, die sich für Geld anbiedern. Ein Problem, dass nicht nur in Großstädten, sondern zunehmend auch in der Provinz um sich greift. Die Biografien der Betroffenen ähneln sich dabei auf augenfällige Weise. Meist über Freunde und Bekannte bekommen sie Kontakt zur sog. "Szene". Alles ist locker, persönlich und cool. Drogen, Alkohol, Sex - nichts scheint zu fehlen in diesem Universum der Versuchungen. Wer dabei ist, fühlt sich groß, dazugehörig, hip. Wer draußen steht, hat Pech gehabt. Gerade für junge Menschen ist die Versuchung groß, einzusteigen in diese bunte Welt unter den Spiegelkugeln. 

Nach ersten Clubbesuchen folgen schon bald gezielte Plattenkäufe, zum Geburtstag werden ein Mischpult und zwei gebrauchte Turntables erbettelt. Oftmals denken sich Eltern und Großeltern nichts dabei, wenn die Kinder mit dem Wunsch  nach Plattenspielern nach Hause kommen - schließlich steht in der alten Schrankwand im Wohnzimmer auch so ein Ding von früher. Damals hat man James Last Platten aufgelegt, um für die Tanzstunde zu üben. Was soll daran schlimm sein? DJ Felix Tollhaus (Name von der Redaktion geändert) erinnert sich: 



"Ich habe meinen Eltern natürlich nie erzählt, was damals wirklich los war. Tanzen und Musik - das klang harmlos. Was ich aber wirklich wollte, war ein Lotterleben in Saus und Braus, so wie ich es in den Clubs erlebt habe, in die ich mich schon als 16-jährige Bub mit gefälschten Ausweisen geschmuggelt hatte. Ich gab all mein Taschengeld für Platten aus und werkelte heimlich über Kopfhörer zuhause an meinen Mixing-Skills. Irgendwann bekam ich dann die Gelegenheit, in meinem Lieblingsclub für einen Künstler einzuspringen, der nicht erschienen war. Ich wohnte nicht weit entfernt, raste nach Hause um meine Platten zu holen - und hatte meinen ersten Einsatz. Ich war aufgeregt - darauf hatte ich die ganze Zeit gewartet. So fing alles an, harmlos eigentlich - und doch war es der Vorhof zur Hölle..."

Was folgte war ein schnelles und stetiges Abrutschen in die lichtscheuen Niederungen des Gewerbes. Am Anfang geht es dabei selten um Geld, aber je tiefer der Betroffene in den Strudel des Nachtlebens gerät, umso weniger gelingt es ihm, eine bürgerliche Existenz aufrecht zu erhalten. Tagsüber zu arbeiten, wird irgendwann unmöglich. Schlafdefizit und der Wandel des sozialen Umfelds tun ihr Übriges. DJ und Livekünstlerin Bar-Oma (Name von der Redaktion geändert) resumiert: "Entweder Du schaffst es bis an die Spitze - oder du krepierst jämmerlich bei deinem Versuch. Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit - und die ist, auf die andere Seite der Nacht zu wechseln: Zu denjenigen, die vom Leid und Elend der Betroffenen profitieren -  den Veranstaltern. Sie gelten zurecht als Blutsauger der Szene - aber ohne sie läuft halt nichts. An ihnen führt kein Weg vorbei - egal, wer du bist."


Die Gruppe der Betroffenen wächst schnell - von daher unterbieten sich irgendwann diejenigen mit  ihren Gagenforderungen, die es nicht bis ganz nach oben schaffen. Ihre Not wird von zahlreichen Etablissements und gut organisierten Label- und Veranstalterbanden, oft mit weit verzweigten Kontakten ins Ausland, schamlos ausgenutzt. Immer wieder werden hier junge, ahnungslose Menschen auf dubiosen Kanälen und mit allerlei Versprechungen in die Clubs gelockt und zur musikalischen Prostitution gezwungen. Nacht für Nacht stehen diese bedauernswerten Opfer einer menschenverachtenden Technokultur hinterm DJ Pult im Scheinwerferlicht und setzen sich den gierigen Blicken und Schreien der Besucher aus. Und wenn nach zwei oder drei Stunden ihr Set vorbei ist, so sind sie auch schon aus den Köpfen der Gäste verschwunden, die sich kaltherzig und immer auf der Suche nach dem rauschhaften Momentum, bereits dem nächsten Künstler zugewandt haben. Der Entzug beginnt... DJ Doppelkorn (Name von der Redaktion geändert) erklärt: "Es ist wie ein Rausch, eine Sucht. Du willst, dass es nie aufhört. Du forderst immer größere Setlängen, doch die Veranstalter nutzen Deine Abhängigkeit schamlos aus und bieten immer geringere Gagen. Sie wissen, dass man nicht anders kann."  



Und Die Behörden schauen weg. Schließlich fließt der Alkohol in Strömen - Steuerein-nahmen, die Gemeinden und Kommunen dringend brauchen. In manchen Stadtteilen, wie etwa in Berlin, entsteht ein regelrechter "Techno-Strich". Wer hier landet, dessen Träume sind bereits Illusionen von Gestern. Hier herrschen die ganz harten Regeln des Geschäfts. Die Vorstufe zur totalen Inversion einstmaliger Träume beschreibt DJ Sven Vägner (Name von der Redaktion geändert) mit den Worten: "Ich hatte seit drei Tagen nichts gegessen. Alles was mir einfiel war, den Leuten anzubieten, dass ich für ein Teller Suppe und ein Butterbrot Techno auflege. Wenn ich heute darüber nachdenke, bekomme ich gleich wieder Appetit." Ein Teufelskreis. 

Die heutige Veranstaltung will auf die dramatischen Misstände aufmerksam machen. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.