Dienstagswelt
was a weekly event series presenting a wide range of artists playing strictly electronic music - live and as DJs. Berlin's most recognized elec- tronic music event on a TUESDAY with a nice mixture of local and international audience. We celebrated our partys at RAW.tempel, MIKZ and CASSIOPEIA - located in a former industrial complex in Friedrichshain [S/U Warschauer Str.]. The rough warehouse sites were picking up the rare charme of early rave venues and combining it with the typical Berlin party style & flavor.

30.04.2013 :: Bitches & Witches [2 floors]

Line-up:
Jerando & Gomez (live) [Werkstoff Musik]
Marcel Cluso [Dienstagswelt]
Dave DK [Moodmusic]
Mitja Prinz [!yes]

2nd:
Hoito [Save you Rec. | Ireland]



Wisst ihr, was so richtig aus der Mode gekommen ist? Ja, ok, Feinripp-Unterhosen ist nicht falsch. Und Italo-House. Zum Glück. Und natürlich LSD Trips.

Vorbei sind die Zeiten, als sich die rebellische Jugend in ihrer Auflehnung gegen die Gesellschaft mit Hilfe des Mutterkornalkaloids in andere Wahrnehmungszustände katapultierte. Wo Acid Tests und psychedelische Sound- & Licht-Shows erfunden wurden, um immer spektakulärere Gegenentwürfe zum Mainstream erlebbar zu machen. Wo die Möglichkeit eines Bad Trips das Abenteuer erst gefährlich - und damit spannend machte - und wo Sex zu den überwältigsten Erfahrungen zählte, die ein Mensch innerhalb der Erdatmosphäre auf Acid erleben konnte.

Woran liegt das? Liegt das daran, dass die Jugend gar nicht mehr rebelliert sondern einfach zum systemkonformen Konsumenten all jener Produkte geworden ist, die von der Werbeindustrie gehyped werden? Wohl kaum - da hätten wir gerne mal die 90% der Jugend in den späten 60ern erlebt, die sich nicht auf die Seite der Rebellen geschlagen hat... Oder liegt es daran, dass dem Fitnessfreund heute leistungssteigernde Drogen wie Speed und Kokain das 3-Tage-Wach-Ideal eines perfekten Partywochenendes näher bringen? Oder sind es Billigballer wie Liquid Extasy, die dem ohnehin teuren Partytreiben ein paar preiswerte Rauschzustände nebenher ermöglichen? Oder wurde der gute alte LSD-Trip einfach nur vom dissoziativen Reisekatalog eines zünftigen Keta-Rauschs abgelöst?

Die Illusion einer drogenfreien Gesellschaft konnte jedenfalls auch Albert Hofmann mit keinem der Reisen, die mit der von ihm gefundenen Substanz unternommen wurden, zum Durchbruch verhelfen. Der lange Jahre und Jahrzehnte für den Schweizer Chemie Konzern Sandoz tätige Chemiker ist genau heute vor 5 Jahren wohl zu seinem letzten Trip aufgebrochen, indem er diese Welt ganz real verlassen hat. Und zwar nicht auf einem Fahrrad! Sein Erbe, das er sein Sorgenkind nannte, wird uns unabhängig von Partymoden oder wissenschaftlichen Sorgenfalten wohl noch sehr, sehr lange erhalten bleiben. Wenn wir uns heute zum Hexentanz treffen, spielt sein Zaubermittel wohl, wie bereits angedeutet, kaum eine Rolle. Unser Trip gestaltet sich, wie immer, wild und gefährlich - aber natürlich rein musikalisch. Dabei hat das MIKZ jetzt auch so einen Holzzaun um seinen Außenbereich, der kurze Zwischenlandungen, eine Extraportion Sauerstoff und den ungetrübten Blick auf den ersten Sternenhimmel im Mai verspricht. Albert, du bist entschuldigt. Alle anderen dürfen sich unserem heutigen Trip gerne anschließen!

23.04.2013 :: Manic Box

Line-up:
live:
Blackwall // Opsm | Sleeves

DJs:

Jinna Morocha // Project: Mooncircle
Cotumo // Burlesque Musique | Pentagonik
Joh // Berlin


Große Dinge kündigen sich an für den anstehenden Sommer! Das MIKZ erweitert in den kommenden Wochen und Monaten sein Areal um zahlreiche neue Orte, Nutzungsformen und viele viele sehr viele Quadratmeter. Es scheint, als hätte sich der hartnäckige Kampf gegen die Schikanen und Fallstricke der Geländeeigentümer gelohnt - und diese sind nun endlich bereit, auch das Tor4 der Vernunft aufzustoßen.

So könnte es bald einen großen Kino- und Konzertsaal sowie einen weiteren Floor für zahlreiche alternative Musikideen geben. Auch der Hof darf nun für dieses und jenes (aber nicht alles) endlich legal genutzt werden! Und dann ist da ja noch der Garten! Perfekt zum kleinen Frühsommer, den wir jetzt erleben, wird hinter dem Mikz etwas entrümpelt, um einem grünen Partyspot unter Blättern und Bäumen, zwischen Gräsern und alten Backsteinmauern zu erschaffen. Das könnte tatsächlich ein perfekter Ort für alle kommenden lauen Nächte werden!

Aber noch sind die meisten Nächte zu kühl für eine ganze Nacht unterm Sternenhimmel: Deswegen haben wir doch wieder ein Progrämmchen rund um den Dancefloor drinnen zusammengestellt. Cotumo, ein Wegbegleiter der Dienstagswegs schon aus Anfangstagen - und noch davor - kommt vorbei und spielt uns ein paar Lieblingslieder vor. Und Blackwall auch, über den man das Gleiche sagen könnte, bloß dass er live spielt. Zusammen mit Joh und Jinna Morocha vom Project Mooncirle klingt das in unseren Ohren wie ein Versprechen auf eine durchtriebe Nacht voller Flausen, Visionen - und dem ein- oder anderen Glücksmoment!

16.04.2013 :: Es Muss Nicht Immer Kaviar Sein

Line-up:
Polina (Garage fm // Moskau)
Oleg Suhov (Garage Sound System // Moskau)
Lars Wickinger (Traum // Bondage Music)
Jago K (Rauschzeit | Neopren)


Feiern bis der Bagger kommt...! OK, da sind wir dabei. Hmm... Es sieht so aus, als seien wir auf jeden Fall dabei. Denn die Revaler Straße soll an ihrem östlichen Ende - na - na ? Richtig! Zum Wohngebiet werden. Morlox ade. Lovelight ade. R19 ade. MIKZ ade.

Alles hat ein Ende nur, die Wurst hat zwei. Die Revaler Straße aber auch. Das westliche Ende nämlich soll stattdessen so weiter machen können wie bisher. Es sei denn, die Archtiketenpläne der Geleändeeigentümerin RED würden so akzeptiert, wie sie sind. Darüber spricht man morgen im Stadtplanungsausschuss, der übrigens öffentlich ist und wo auch Bürger Rederecht haben!

http://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/bvv-online/___tmp/tmp/45081036717828874/717828874/00059181/81.pdf

Ginge es nach den Herren Wagner und Müller würden auch das in Ungnade gefallene Astra und auch das Cassiopeia wegfallen. Und mit dem Wegfall des Cassios auch die Finanzierungseinheit für Skaterhalle und Kletterkegel. Der RAW.tempel, der gerüchteweise jetzt schon dicht ist (aber vielleicht nochmal aufmacht - oder doch nicht so richtig dicht ist, oder nicht ganz dicht ist, oder zu dicht ist um aufzumachen... äh: lassen wir das....) ist ja auch mehr als wackelig auf den Beinen. Naja, es bleibt vorerst das Badehaus und der Suicide Circus, der mit dem Mitbesitzer und umstrittenen Immoblien-Makler des Geländes, Thilo Tragsdorf, ja sowas wie den Paten von Friedrichshain als Finanzier im Rücken hat - und damit eine Bestandsgarantie besitzt. Damit wären 7 von 9 Clubs unseres geliebten Technostrichs akut von einer Schließung bedroht. Nennen wir es Wandel der Zeit? Zwischennutzungsdilemma? Oder einfach das Gesetz der Straße? Egal.

Egal? Wir schauen den Immobilienspekulanten und Luxuswohnungsbauern bei ihrer Gier nach mehr Geld, mehr Macht und mehr Prestige zu und denken uns: Es muss nicht immer Kaviar sein! Wir heuern einfach 1-2 Russen an, einen Wikinger und einen ortskundigen Friedrichshainer und schlagen zurück! Musikalisch natürlich... Feiern bis der Bagger kommt - als ob wir das nicht könnten! 

09.04.2013 :: Underyourskin Labelnacht

Line-up:
Minimal Lounge (live) (Underyourskin Rec.)
Schlepp Geist (live) (Underyourskin Rec.)
Twinpitchers (Underyourskin Rec.)
Foolik (Sisyphos | Endorphine)


Letzte Woche hatten wir ja den Mitternachtstalk zum Thema Gema. Das hat riesig Spaß gemacht! Und schön voll war's auch! Im Nachlauf noch eine kleine Geschichte, wie sie sich schon morgen abspielen könnte. In der Dienstagswelt, der Realität, der Restrealität - oder anderswo... (Der Dank der Inspiration geht an "kultur-retten.de"):

Es war einmal... Quatsch!! Es IST auf einmal ein VR-Ö Tarif, nachdem alle DJs des Landes ihre Kopien lizensieren sollen. So sprachs die heilige Inquisition... Nein!! Die Gema natürlich. Sorry... auf das alles gut werde im Land. Und sie sahen, das wird gut (Geld bringen). Eines späten Tages trafen sich zwei DJs - nennen wir sie Twoolik und Finpitcher (Namen vom Märchenonkel geändert) zu einem nächtlichen Stelldichein bei Flackerlicht und Vodka. Meinetwegen. Ok. Club Mate. Ja... beides geht auch. Weiter im Text: Hast du schon gehört? fragt der eine den andern... Ja! Er hatte!! Mit großen, unnatürlich geweiteten Augen starrt der andere ihn an. Auf meiner Festplatte sind 10.000 Tracks, gesteht er ihm (hier könnte ein wenig dramatische Musik - gemafrei am besten -  einsetzen..) Aber noch ist es nicht zu spät! 


Die Mühlen der Inqu...inhaltlichen Prüfung der Gema mahlen ja langsam - und so könnte diese Höllenmaschine mit ihrem zutiefst illegalen Inhalt ja doch noch entschärft werden. Erleichterung steht dem Besitzer ins Gesicht geschrieben. Darauf einen Vodka. Oder zwei. Was tun? Zunächst müssen die beiden auf dem steinigen Weg der Buße herausfinden, welche der Tracks überhaupt im Gema-Repertoire gelistet sind. Dazu befragen sie die Gema-Datenbank, aber - oh weh! Mit ihren vor Demut gesenkten Augen lesen sie dazu ein Hinweis von der Gema, die im nüchternen, aber stets korrektem Deutsch verkündet: "Die angezeigten Daten stellen nur einen Auszug aus der zentralen Datenbank dar und sagen daher nichts über den Schutz des angezeigten Werkes oder den Status der angezeigten Beteiligten aus". Dem Ersten rutsch das Herz schon wieder in die Hose. Darauf noch ein, zwei... ja, ok. stimmt. Irgendwann sind sie zu besoffen. 

Als Kinder ihrer Zeit rufen sie die FAQ zum DJ-Tarif auf. Hier heißt es erklärend: "Wer hilft bei der Unterscheidung zwischen GEMA-pflichtigen und GEMA-freien Songs? Das muss der DJ selbst ermitteln. Im Zweifelsfall kann der DJ bei einzelnen Werken die GEMA anfragen. Auch im Vervielfältigungsbereich gilt die GEMA-Vermutung." Natürlich. Die Gema-Vermutung. Das Leben kann so einfach sein... Selber ermitteln? Wie - fragen sie sich verzweifelt - wie kann man in einem einzigen Menschenleben in der Lage sein, von allen Titel die Rechteinhaber zu ermitteln? Und zwar mit Klarnamen und Meldeadresse - sonst könnte ja noch wer schummeln?? Der Schmerz wird groß und größer und unermesslich groß, sodass sie beschließen, sich noch einen hinter die ... nein, ja, ok - sie lassens. Ja ist ja gut....  Aber schön, dass die Gema hilft. Die beiden tapferen und aufrechten jungen Männer, die in ihrer heiligen Mission, ihrer Verantwortung als Musiknutzer gerecht werden zu wollen, nicht aufhören können, das Gute und Wahre und Reine zu suchen, wenden sich an die In... stanz, die alleine und uneingeschränkt über das Wohl und Wehe der Urheberrechtswahrnehmung wacht wie ein Feuerschiff in stürmischer See: an die Gema selbst. 

Die beiden unerschrockenen Recken bitten nun in alleruntertänigster Manier, wie es sich für einen sündigen Bittsteller gehört, beim Hohen Rat um Gehör und um Durchsicht ihrer in mühevoller Kleinarbeit erstellten Liste. Der Gemadialog, eines dieser modernen Märchen an Kommunikationskompetenz im Jahr 2013 des Herrn, den die Gema erfunden hat, um dem Fussvolk der Nutzer und Gebührenzahler ein Tor zu öffenen, ein Tor zum Herzen der Menschen, die dort arbeiten und die sich in ihrem Bemühen, die Welt ein Stück gerechter zu machen, nicht beirren lassen... dieser Gemadialog also verkündet: "Die Bearbeitung von umfangreichen Listen geht über den Auskunftsanspruch § 10 UrhWG hinaus. Die GEMA müsste daher kostendeckende Bearbeitungsgebühren in Rechnung stellen (vgl. Reinbothe in Schricker, Urheberrecht, 3.Auflage, § 10 WahrnG, RdNr.6). Demzufolge prüfen wir bei einer konkreten Anfrage den erforderlichen Aufwand und berechnen die entsprechenden Kosten. Individuelle Auskünfte erhalten Sie bei einer unserer Bezirksdirektionen."

Nun, und so kommt es, dass unsere beiden Helden am heutigen Dienstag voller Trauer und Verzweiflung am Tresen der Dienstagswelt - ihre zerstörten Hoffnungen und Träume doch in einigen stark alkohol... freien  Getränken zu vergessen suchen. Ihnen helfen dabei zwei Livekünstler, deren Namen wir als Mitverschwörer natürlich geheim halten, die über die Untiefen ihrer Samplebänke und Cuts brüten und sich fragen: Was wird die Gema sich wohl für sie als Livekünstler ausdenken, wenn - ja wenn die allmächtigen Eminenzen erst den Unterschied zwischen DJ und Liveact verstanden haben?

Wir klären diese Fragen gerne gemeinsam mit Euch, wenn ihr mögt. Ihr könnt aber auch nur zum Feiern kommen!