Dienstagswelt
was a weekly event series presenting a wide range of artists playing strictly electronic music - live and as DJs. Berlin's most recognized elec- tronic music event on a TUESDAY with a nice mixture of local and international audience. We celebrated our partys at RAW.tempel, MIKZ and CASSIOPEIA - located in a former industrial complex in Friedrichshain [S/U Warschauer Str.]. The rough warehouse sites were picking up the rare charme of early rave venues and combining it with the typical Berlin party style & flavor.

26.02.2013 :: Des Rues de Sucre

Line-up:
Schrabatz // Moorgeister
Amir Jazzil // Stay Free!
The Good Boys // Floppy


 Jaja...Les Rues De Sucre - die Straßen aus Zucker, eine echt politische und leider auch sehr geile Jugendzeitschrift, wie sie es heute nur noch selten gibt. Überhaupt: Ist unsere heutige Jugend entpolitisiert? Spaß und Hedonismus - schön und gut, aber irgendwie hing das früher nicht nur mit Musik - sondern immer auch mit politischer Attitüde zusammen. In den 1980er Jahren gab es bei uns in der westdeutschen 200.000 Einwohner-Provinz genau einen ernsthaften Plattenladen, wo man hingegehn konnte. Dort flogen immer eine Menge selbst produzierter Polit- und Musikzines herum: Schlecht kopierte A5- oder A4 Hefte mit viel kleinem Text, schlecht gesetzt und mit unscharfen schwarz-weiß-Bildern zerstückelt, halb umrahmt von Kopierrändern - damals der Horror jedes Fanzine-Machers. Manchmal sah man auch noch die Spuren der Klebestifte - oder irgendwo kam noch ein Fingerabdruck mit drauf, da beim Erstellen der Zines irgendwann die eigenen Finger so voller Pritt-Stift-Schmier und Drucker- bzw. Kopierschwärze war, dass man überall seine Spuren hinterließ... "Schnipp- & Bepp-Technik" nannten wir dies...

Neben all der Politik ging's natürlich immer auch um Musik. Um politische Musik natürlich. Im Gegensatz zu den ganzen Schrammelschnulzbands, auf die einige unserer Altersgenossen - hauptsächlich die friedensbewegten Vanilletee-Trinker mit violett gefärbter Windel als Halstuch - standen, ging bei uns natürlich nix anderes als Punk. DAS war wirklich politisch. Also so krass und so. Ein Bekannter, den ich öfters im besagten Plattenladen traf, war in der Kassettenszene aktiv und hatte immer die neusten Mitschnitte von Konzerten irgendwelcher obskuren Bands mit Namen wie: Razzia, Sechs Piss Tells, Umsturz im Kinderzimmer oder Barschels Bewährungshelfer am Start. (Erinnert sich noch jemand daran, wer Barschel war?) Das waren noch Bandnamen! Je absurder desto besser! Über ihre staatsfeindliche Attitüde und ihre krasse Anti-Haltung konnte man natürlich auch leicht was schreiben. Musste man auch - denn ehrlich: Die Musik war sowas von schlecht, da blieb nur die politische Attitüde als Rechtfertigung... Bei dieser Art von Musik konnte selbst der größte Dilletant ohne Hemmungen mitmachen! Ich glaube, das war auch verbreitet so - und deswegen spielte auch ich damals mal Schlagzeug in einer Band names "The Acid Dream Of Tuppy Owens". Jeder politisch-kreative Mensch musste damals in einer Band spielen. Das brauchte man auch gar nicht zu erklären, das wusste jeder. Auf dem einzigen Stück, was wir je auf einer LP veröffentlichten konnten, spielte ich dann statt Schlagszeug Bass. Das hatte ich noch nie vorher getan, aber egal - in dem Lärm, den wir machten, ging das ohnehin weitestgehend unter. Aufgenommen haben wir den Song, dessen Name selbst bei mir in Vergessenheit geriet, im Waschkeller unseres Hauses. Sowas war der authentische Bodensatz, aus dem irgendwann mal Musik für Kassettenlabels wurden. Schade, dass ich die Platte (eine Compilation mit lauter Nachwuchsbands) nicht besitze - ich hatte sie auch nie. Irgendwie ist ihre Veröffentlichung an mir vorbei gegangen, weil sich nach unserer Recording Session die Band irgendwie ganz im Stillen aufgelöst hat. Hat aber erst mal keiner gemerkt - wir waren ja noch mit sooo vielen anderen voll wichtigen Sachen (Mädchen) beschäftigt. 

Nun, die Unterstützer des Magazins Straßen Aus Zucker sind heute sind so weit vom Dilletantismus entfernt wie The Acid Dream Of Tuppy Owens von einem Plattenvertrag. Zur Einstimmung auf den Abend garantiert ohne schlechten Punk gibt's hier mal das einzige Set, dass zu uns wie die Faust aufs Auge - oder war's der Arsch und der Eimer? -  passt: "Tuesday Teatime"aus dem Jahre 2012 von Schrabatz (und Rabatz).

Wir hoffen auf zahlreiche Unterstützung!

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