Line-up:
Jacob Groening // Tanzen hilft!Julian Schaub // 23 Grad
Raphael Jozsa // 23 Grad
An dieser Stelle müssen wir mal eine Lanze für die Musikkassette brechen. Heute ist sie so out wie Schellack-Platten, aber vor noch gut einem Jahrzehnt - gut, sagen wir eher: vor rund 15 Jahren - war die Kassette noch das wichtigste Medium zum Musiktauschen und -aufnehmen. Schon in den 1980ern, der Hochzeit der Kassette (mit z.B. unendlich vielen Kassettenlabels) gab es einen Streit zwischen der GEMA und den Herstellern von Leermedien, die ja dazu benutzt werden konnten (und massiv dazu genutzt wurden...) für private Zwecke unentgeltlich Musik zu vervielfältigen. Damals wurde der Konflikt zwischen der GEMA und den Freunden mittelloser Musikenthusiasten über eine pauschale Abgabe auf Leermedien gelöst, die bis heute eine Blaupausen-Regelung für z.B. CDRoms, Festplatten oder USB-Sticks darstellt. In der damals noch existenten DDR gab's zwar keine GEMA, dafür aber sogar Kassetten-DJs, die getunte Abspielgeräte besaßen, die mittels Schraubenzieher pitchbar waren . Eine sensationelle und wirklich abenteuerliche Art der DJ-Kultur, die leider, leider - so scheint es - heute wirklich niemand mehr beherrscht. Einen Aufruf unsererseits verhallte jedenfalls bislang ungehört.
In meiner WG war in jenen Kassettentagen Steve Mason der absolute Hero. Seine Sendung auf BFBS (Ende der 1990er wurde sie auch von Kiss FM ausgestrahlt) hörten wir regelmäßig - und natürlich schnitten wir auch fleißig mit, um geile Mix-Tapes für alle weiteren Abende zu haben, in denen wir zuhause rumhingen und für die nächste Techno-Experience vorglühten. Als wir erfuhren, dass Steve Mason in den frühen 1980ern auf einem Boot bei einem israelischen Piratensender "Voice of Peace" gearbeitet hat, waren wir endgültig sicher, den wichtigsten, besten und für immer berühmtesten House'n'Rave-DJ aller Zeiten gefunden zu haben. Nach der Implosion der zuvor über Jahre hinweg immer absurder aufgehypten Techno-Blase wurde schließlich auch die Steve Mason Experience Sendung eingestellt. Und als fast zeitgleich mein Tapedeck kaputt ging, kaufte ich mir auch kein neues Gerät mehr. Mittlerweile gibt es viele der alten Sendungen - GEMA hin oder her - als Aufzeichungen auch digital im Netz - und man kann sich heute in der ein- oder anderen nostalgischen, schlaflosen Nacht noch einmal Masons Sound der 1990er in sein WG-Zimmer streamen. Und auf einmal fangen die Arme und Beine an zu zappeln - und ehe man sich's versieht, bewegt man sich rhythmisch zum Kühlschrank, öffnet ein Bier und überlegt sich, wo man heute noch hingehen könnte... Heute? Dienstag?? Dazu stellen wir mal ganz nüchtern fest: Heute hat sich der Sound schon ziemlich gewandelt - doch wie schon in den frühen Tagen gilt: Tanzen hilft!
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